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KRAMER KL 12, Bj. 1957, 11 PS, Motor: Deutz F1L612, luftgek., 1 Zyl., Hubr. ca. 0,8 Liter Gekauft wurde er 1989 von einem Schrotthändler, wo er fast schon das Zeitliche gesegnet hätte. Wie der Schrotthändler erläuterte, wäre er spätestens 2 Tage weiter zerlegt worden und im Hochofen gelandet. Damals 1989, war die Schar der Oldtimer - Traktorliebhaber noch relativ klein und die, die sich zu der Zeit damit näher befassten, interessierten sich damals meistens nur für die größeren Schlepper der Renommiermarken Lanz, Hanomag, MAN und Schlüter, jedoch diese Kleintraktoren der anderen Hersteller waren da noch nicht so sehr gefragt. Der Vorteil davon war natürlich, dass man solche Traktoren 1989 noch für einige Hunderter (D-Mark!) bekam. Wenn ich mich recht entsinne, wechselte der KL 12 damals für 400 DM in meinen Besitz. Das enstpräche also ungefähr 200 Euro. Heute würde man einen derartigen Traktor, er war ja trotz der Mängel fahrbereit, sicherlich noch nicht einmal mehr für das Fünffache bekommen. Der luftgekühlte Deutz - Motor F 1 L 612 lief auf Anhieb noch einwandfrei, die Vorderreifen waren zerstört und ein Fehler im Getriebe verhinderte, dass man die Gänge noch normal schalten konnte. Warum die Typenbezeichnung von Kramer mit KL 12 gewählt wurde, ist etwas unklar, denn tatsächlich hat er nur 11 PS, aber dieses eine fehlende PS soll sicher kein Grund zum Ärgern sein. Er zeichnet sich durch seine kurze Bauweise vor allem durch sehr gute Wendigkeit aus, die schon einem Schmalspurschlepper entspricht. Sein Dieselverbrauch hält sich durch den kleinen Motor auch in geringen Grenzen. In nächster Zeit muss seine Elektrik einmal gründlich durchgecheckt werden, da seine Blinker nur gehen wie er gerade lustig ist, mal gehen sie, mal gehen sie nicht; ähnliches gilt für die Vorglühanlage. Allerdings springt der Motor ab ca. +10° C auch ohne Vorglühen an. Die Kraftentfaltung ist mit 11 PS natürlich eher bescheiden, aber die Getriebeabstufung macht hier einiges wieder wett, so dass man sagen kann, fast alles geht - wenn auch nur langsam. Bescheiden ist auch seine Höchstgeschwindigkeit, von allen unseren Traktoren dürfte er der Langsamste sein. Er verfügt zwar über keinen Tacho, aber die Höchstgeschwindigkeit wird sicherlich noch ganz deutlich unter 20 km/h liegen, schätzungsweise bei 15 oder 16 km/h, obwohl im Brief 19 km/h angegeben sind, erreicht er die mit Sicherheit nicht. Solche sehr kleinen Kleintraktoren sind natürlich auch nicht für Höchstgeschwindigkeiten gedacht. Er ist vor allem ein Traktor, der für kurze Strecken gedacht ist und auf diesen auch durchaus Freude bereitet. Das Fahren langer Strecken ist hingegen nicht so seine Stärke, aber solche Gedanken wird sich wohl kaum ein Konstrukteur beim Entwurf eines solchen Kleintraktors gemacht haben. Einerseits ist sein Getriebe, zumindest in den unteren Gängen, durch die sinnvolle Abstufung sein Sahnestück, andererseits ist genau dieses Getriebe scheinbar aber auch eine der beiden Haupt-Schwachstellen des Schleppers, da es nach meinen Erfahrungen sehr störungsanfällig ist. Die zweite Haupt-Schwachstelle dieses Schleppers ist die nicht abschaltbare Lenkbremse, die bei starkem Einlenken zwangsläufig mit auf die Bremsen wirkt. Was bei der Konstruktion sicherlich damals gut gemeint war, entpuppt sich beim Fahren auf normalen Wegen und Straßen als “idiotische Sache”, die einen vor allem nervt, wenn man enge Kurven fährt und plötzlich die Lenkbremse zusätzlich mit wirksam wird. Da werde ich jedoch im Laufe der Zeit für Abhilfe sorgen und diesen “gutgemeinten Mist” irgendwie abbauen oder so umgestalten, dass er nur noch bei Bedarf eingesetzt werden kann und nicht generell. Nichts ist perfekt und gerade solche spezifischen Dinge sind es, die dem einen sicherlich als sehr sinnvoll und zukunftsweisend erscheinen, während sie den anderen eher stören. Alles in allem ist er, trotz einer gewissen Kritik, die erlaubt sein muss, in seinem Segment ein sehr schöner Kleintraktor.
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