Storys

 Was man rund um den Kleintraktor so alles erleben kann.

Ärger wozu? In der letzten Zeit erhalten wir öfters erboste Emails von einigen Leuten, die ein etwas gestörtes Verhältnis zum Hobby “Traktor” zu haben scheinen. Sie beschimpfen uns aufs ärgste, weil unsere Beschreibungen von manchen Traktoren nicht fachgerecht genug wären. Hallo!!! Was soll das? Die Angaben auf diesen Seiten hier sind Angaben aus unserem Kenntnisstand und aus unserer Sicht, wir sind keine Traktorkonstrukteure und gehen auch abends nicht mit dem Traktor ins Bett, es ist Hobby und es soll Hobby bleiben, aber eines, das Spaß macht. Wenn diese Leute, deren Namen ich gar nicht nennen will, hier eine detailierte technische Beschreibung jedes Traktors, vielleicht möglichst noch mit Explosionszeichnungen aller Teile erwarten, tut mir leid, damit können wir nicht dienen und das ist auch nicht der Sinn dieser Seiten hier. Das ist aber noch lange kein Grund, mit billigen beleidigenden Äusserungen daher zu kommen und gar mit irgendwelchen angeblichen rechtlichen Konsequenzen zu drohen. Das ist doch lächerlich! Falls diese Leute es doch darauf anlegen, gerne. Als Chef eines mittelständischen Unternehmens bin ich mit guten Anwälten gewappnet, die diesen “Spezialisten” schnell die Flausen austreiben werden. Soviel dazu!


Wir haben lange überlegt, ob wir die folgende Begebenheit hier wirklich öffentlich schildern sollen oder nicht. Wir tun es, weil sicher viele Freunde von Oldtimern schon mal ähnliches erlebt haben und weil es vielleicht auch etwas dazu anregt, mehr aufzupassen. Genaue Namen von Beteiligten wurden aus rechtlichen Gründen nicht genannt oder geändert.

Wie man an unserer Sammlung sieht, ist die eigentlich schon reichhaltig genug bestückt, aber jeder der das Herz einer Oldtimer - Sammlerin oder eines Oldtimer - Sammlers kennt, der weiss, dass günstige Gelegenheiten oft ein stärkeres Argument sind, als jede Vernunft.

So erging es uns Anfang November 2008. Jemand meldete sich telefonisch bei uns, er habe gehört, dass wir alte Kleintraktoren sammeln würden. Er habe da vier sehr interessante Schlepper anzubieten, die er jetzt sehr billig verkaufen würde, weil er keine Zeit zum restaurieren mehr hat und weil er in einigen Monaten alle Traktoren weg haben müsse, da er über 400 km in eine andere Stadt zieht, wo er die Traktoren nicht mitnehmen kann. Am Telefon erklärte er,  zwei davon wären restauriert und die anderen beiden nicht. Unsere Sammlung ist eigentlich groß genug und wir suchen auch nicht wirklich noch weitere Schlepper, aber sein Angebot klang am Telefon so verlockend, dass wir die längere Autofahrt zu ihm in Kauf nahmen. Am Rande eines kleinen Städtchens, an einem etwas außerhalb gelegenen Gehöft standen seine vier Oldtimer - Traktoren auf einer vorgelagerten Wiese, daneben hatte er schon ein Schild mit dem Hinweis “Zu verkaufen” angebracht. Es standen aufgereiht ein schön restaurierter Fendt F 20 von 1953, der hätte zwar noch gut in unsere Sammlung gepaßt, aber nicht zu dem dort angegebenen Preis (6.500 Euro). Dicht daneben glänzte ein ebenfalls frisch restaurierter Porsche - Standard mit der Sonne um die Wette, war aber nichts für uns, weil wir dieses Modell ja schon in unserer Sammlung haben. Auch dessen Preis war mit 6.000 Euro trotz der Restaurierung nach unserer Ansicht weit jenseits von Gut und Böse. Neben diesen beiden restaurierten Traktoren folgte dann erst mal eine größere Lücke, die so aussah, als ob hier bis vor kurzem noch einige andere Schlepper dazwischen gestanden hätten. Dann folgten noch zwei unrestaurierte Altertümchen. Der erste davon ein in Deutschland recht seltenes Gefährt aus schweizer Produktion, nämlich ein Bührer, der 34 PS hätte haben sollen, wohlgemerkt haben sollen, denn er hatte 0 PS, da ihm komplett der Motor fehlte. Haben sollen hätte er einen Unimog - Dieselmotor von Mercedes - Benz, wie sich später heraus stellte. Der Traktor war ansonsten zwar schön, fiel jedoch für uns ohnehin heraus, da das nun wirklich kein Kleintraktor mehr war. Unsere Grenze endet bekanntlich bei maximalstens 25 PS, daran wollen wir auch in Zukunft nichts ändern. Wir sind und bleiben unserem Spezialgebiet Kleintraktoren treu, basta! Einige Meter daneben stand dann der vierte Traktor, ein IHC - Mc-Cormick D 215. Er heißt zwar D 215, hat aber nur 14 PS, da hat man früher wohl aus verkaufstaktischen Gründen etwas übertrieben. Optisch verlockend gut erhalten, obwohl völlig unrestauriert. Vorne Reifen ohne jedes Profil (Traktor-Slicks? - nein, extrem abgefahren), der Auspuff endete ohne Schalldämpfer halb in der Luft in der Höhe des Motorölfilters, aber ansonsten wirkte der kleine IHC wie das, was der Sammler als gute Substanz bezeichnet. Auch die Preisauszeichnung schien mit 1.700 Euro, gemessen am äußerlichen Zustand, im Bereich des Möglichen und von der Größe her hätte er schon genau in unsere Sammlung gepasst, auch hatten wir von der bekannten Marke IHC bislang noch nichts. Natürlich wussten wir nicht, wie er läuft, auf dem Schild stand nur kurz: “Läuft und fährt einwandfrei.” So klingelten wir an der Tür, schließlich waren wir ja zur Besichtigung verabredet. Ein humpelnder, vielleicht 40jähriger Mann kam aus dem vorderen Anbau des Gehöftes und begrüßte uns freundlich. Baujahr 1963, rief er uns gleich zu, da er unser Interesse an dem D 215 bemerkt hatte. In einem netten Gespräch wurden Informationen über die wichtigsten Daten ausgetauscht und der Mann lobte uns mit den Worten, dass wir wohl den richtigen Blick für einen sehr guten Schlepper hätten, der eigentlich viel zu billig angesetzt sei, weil der wie neu laufe. Auf unsere Frage nach einer möglichen Probefahrt reagierte er zweistufig. Zuerst freundlich, mit Worten wie selbstverständlich, gar kein Problem, der läuft wie neu und springt sofort an usw. Er schlug dann gleich schon vor, für 100 Euro Aufpreis, also insgesamt 1.800 Euro, uns den Traktor persönlich anzuliefern, und das noch am selben Tag, obwohl von ihm bis zu uns nach hause immerhin 180 km Entfernung lagen. Aber so weit waren wir ja noch nicht, wir erinnerten ihn an die Probefahrt. Ja klar, beruhigte er uns, kommt jetzt, ich hole nur die Zündschlüssel. Dann verschwand er für ungefähr 15 Minuten im Haus. Danach kam er mit zerknirschtem Gesicht zurück und meinte, es sei wie verhext, er finde die Schlüssel nicht mehr, aber er versichere, dass der Traktor wie neu fährt. Ich meinte, das mit dem Schlüssel sei ja sicher kein Problem, da passen vielleicht die Schlüssel von einem der anderen Traktoren, weil es da früher meines Wissens nach vorwiegend nur 3 unterschiedliche Typen von Schlüsseln gab. Ich schau mal, sagte er, ging erneut ins Haus, kam nach 10 Minuten mit 3 Schlüsseln wieder, wovon dann auch einer passte. Es tat sich natürlich nichts, weil gar keine Batterie im Traktor war, wie er angeblich jetzt erst feststellte. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und sagte, es täte ihm leid, aber daran habe er gar nicht gedacht, er habe die einzige funktionsfähige Batterie derzeit in seinem 15er Deutz und den habe er im Moment an seinen Schwager verliehen, der 20 km entfernt wohnt und den Traktor zum Holz holen benutzen würde. Spätestens in dem Moment drängte sich uns die Vermutung auf, dass man wohl eher davon ausgehen muss, dass der IHC gar nicht oder nur sehr schlecht läuft und er wahrscheinlich so versuchte uns von einer Probefahrt abzubringen. Als er merkte, dass das so mit uns nicht funktioniert, schlug er vor, doch in einigen Tagen noch mal vorbei zu schauen, dann habe er die Batterie da und wir könnten probefahren. Eigentlich hätten wir das gleich abgelehnt, aber da wir einige Tage später ohnehin aus anderen Gründen in die Gegend mussten, haben wir das Angebot zu einer zweiten Besichtigung, dann einschließlich Probefahrt angenommen. So sind wir ungefähr eine halbe Woche später wieder hin gefahren und machten die Probefahrt. Diese verlief wirklich recht gut. Der D 215 sprang gut an, fuhr soweit ganz gut, wenngleich er etwas schwach motorisiert wirkte, aber schließlich war er noch unrestauriert und ich hatte ein wenig den Eindruck, dass der Einspritzzeitpunkt nicht korrekt eingestellt war. Nun gibt es bekanntlich oftmals zwischen gleich starken Schleppern doch erhebliche Unterschiede im Durchzugsverhalten, das wissen wir ja aus eigener Erfahrung vom praktischen Beispiel unserer eigenen Sammlung, daher haben wir dieser Leistungsschwäche zunächst nicht viel Bedeutung beigemessen. Auch weitere Startversuche und eine zweite Probefahrt durch Anita verlief zufrieden stellend. Dann ging es tatsächlich bald nur noch um den Preis. Der Verkäufer bot nun von seiner Seite aus schon an, den Traktor für die angesetzten 1.700 Euro sogar bei uns anzuliefern, allerdings frühestens in einer Woche. Da uns 1.700 Euro doch insgesamt etwas zu viel für den etwas schwächelnden Motor erschienen wurde verhandelt. Das lief darauf hinaus, dass wir uns schließlich bei 1.400 Euro einschließlich Transport einig wurden. Der Transporttermin wurde aus zeitlichen Gründen des Verkäufers auf nächsten Samstag in einer Woche angesetzt. Der Kaufpreis wurde bei Lieferung fällig. Dann hatten wir vor Ort noch schnell ein paar Fotos von unserem vermeintlichen Neuzugang geschossen. Am vereinbarten Samstag kam der Verkäufer auch pünktlich mit unserem IHC in spe an. Auf einem normalen Autotrailer hinter seinem Mitsubishi - Geländewagen brachte er das rote Teil. Er löste alle Spanngurte, stellte den Hänger schräg und rollte den D 215 runter. Ich schlug dann vor, ihn zu starten, damit wir ihn gleich hinters Haus fahren konnten. Das lehnte der Verkäufer aber ab mit dem Hinweis, dass erstens die Batterie ja nicht zum Verkaufsumfang gehörte und nicht im Schlepper sei und dass er leider den Traktor beim Rauffahren auf den Trailer leer gefahren habe, also dass kein Diesel mehr im Tank sei und er erst betankt und entlüftet werden müsse, bevor man damit fahren könne. Das kam uns dann doch wieder etwas komisch vor. Eine Überprüfung erbrachte zwar, dass der Tank wirklich total trocken war, aber das und die fehlende Batterie war ja kein Problem. Eine Batterie hatten wir ja da und ein paar Kanister Diesel auch. Der Verkäufer sagte, dass er es sehr eilig habe, da er nachmittags noch zur Spätschicht auf die Arbeitsstelle müsse und ohnehin schon spät dran sei und wir das ja alles machen könnten, wenn er schon auf dem Weg nach hause wäre. Diese plötzliche Eile verstärkte nur unseren zweifelhaften Eindruck. Da er natürlich auch sein Geld haben wollte, habe ich ihm gesagt, dass wir das erst noch kurz testen und sobald der Traktor läuft, bekäme er sein Geld. Da wurde er aber gleich frech und fragte, was wir denn für komische Traktorfreunde wären, die ihn, den unbescholtenen, fairen Traktorgenossen quasi als Betrüger darstellten. Dabei haben wir so etwas bis zu dem Zeitpunkt nie gesagt, nur ich will halt auch auf Nummer sicher gehen, dafür muss gerade er als “Traktorgenosse” doch Verständnis haben. Er drängte weiter auf eine schnelle Abwicklung und packte schon schnell die Spanngurte zusammen und warf sie wütend mit Geschimpfe in den Kofferraum seines Wagens. Schnell war die Batterie geholt, während dessen hatte Anita schon 10 Liter Diesel in den Tank gekippt. Das alles hatte keine 10 Minuten gedauert. Dann Zündschlüssel rein vorglühen und - nichts. Der Anlasser drehte erst gar nicht. Bei genauer Betrachtung fiel mir dann auf, dass jetzt ein ganz anderer Anlasser in dem Traktor war, als bei unserer Probefahrt. Aber damit noch nicht genug, weil wir ja auch entlüften wollten schaute ich schon mal an der Einspritzpumpe, um die Spritleitungen zu lösen. Dabei stellte ich fest, dass auch die Einspritzpumpe komplett ausgetauscht worden war und die jetzt eingebaute war noch nicht mal richtig befestigt worden, alle Anschlüsse waren lose. Unterdessen tobte der Verkäufer jetzt erst richtig und beschimpfte uns. Da habe ich ihm geradlinig gesagt, was er da ja wohl gemacht hat und dass wohl eher wir einen Grund zum schimpfen hätten und nicht er. An der Einspritzpumpe öffnete ich noch den seitlichen Deckel, und stellte beim Betätigungsversuch mit einem Schraubendreher fest, dass beide Einspritzpumpenelemente fest hingen, also war die Pumpe defekt. Da war für mich das Maß voll. Ich hab ihm gesagt, dass er das Ding wieder aufladen und mitnehmen soll, Geld gibt es dafür nicht. Er begann ein Riesengeschrei, wohlgemerkt draußen vor der Tür und wollte uns schon Schläge androhen, falls wir jetzt nicht bezahlen würden. Da habe ich ihm gesagt, dass er das ruhig mal versuchen soll und zudem würde ich jetzt zur endgültigen Klärung der Angelegenheit die Polizei rufen, denn für mich ist das nichts anderes als Betrug. Wir haben einen funktionierenden Traktor probegefahren und den so gekauft wie er ist und nicht mit einer nachträglich angebauten kaputten Einspritzpumpe und einem überhaupt nicht funktionierendem Anlasser. Zuerst moserte er noch eine Weile herum und dann hab ich gesagt, dass er froh sein soll, wenn wir nicht noch Bezahlung der 10 Liter Diesel  verlangen würden, die wir sinnlos in den Tank gekippt haben. Ich habe ihn dann vor die Wahl gestellt, entweder nimmt er das alles so wieder mit oder ich rufe umgehend die Polizei hinzu und zeige ihn wegen Betrugsversuch an, jedenfalls Geld kriegt er von uns dafür nicht, weil das so nicht mehr der Traktor ist, den wir gekauft haben. Schließlich hat er dann den defekten D 215 wieder auf den Trailer gezogen und ist abgefahren, wobei er im Wegfahren uns noch eine geballte Faust zeigte.

Im Nachhinein ist uns auf den geschossenen Fotos bei der Probefahrt eindeutig aufgefallen, dass man sogar auf den Fotos schon erkennt, dass ein anderer Anlasser und eine andere Einspritzpumpe bei der Probefahrt am Traktor waren, als später. Die Pumpe bei der Probefahrt war silberfarbig und die bei der Lieferung war mit in roter Schlepperfarbe lackiert. Der Anlasser auf dem Probefahrtbild war normal schwarz, während der bei der Lieferung rot vor Rost war.

Wir wissen auch, dass keiner für eine alte gebrauchte Maschine noch eine Gewährleistung übernehmen kann und das erwartet auch keiner, aber die Masche, die der hier abziehen wollte, das war eindeutig Betrug. Ich kann nur hoffen, dass es alle so machen und solchen windigen Geschäftemachern keine Chance lassen, sie über den Tisch zu ziehen.