Hanomag

HANOMAG R 12

Vom Ackermoped zur Ackerrakete

Hanomag R 12, 12 / 60 PS

R 16 A siehe weiter unten

HANOMAG R 12, Bj. 1953, ursprünglich 12 PS, jetzt stolze 60 PS, ursprünglicher Motor: Hanomag 611, 12 PS, 1 Zyl. Hubr. 0,5 Liter, wassergekühlt - jetziger Motor: Opel - Kadett-Diesel, Motor-Bj. ca. 1987, 60 PS, 4 Zyl., Hubr. 1,7 Liter, wassergekühlt
Für nach heute üblichen Preisvorstellungen fast schon unverschämt wenig Geld habe ich den R 12 im Jahr 1994 mit Motortotalschaden von einem anderen Sammler gekauft. Der hatte ihn schon komplett neu lackiert, wenn auch in einem viel zu dunklen Blauton. Die Farbabweichung ist aber meines Erachtens noch tolerierbar. Dann stand er jahrelang bei mir in der Scheune herum, weil man ja nicht damit fahren konnte. Eine Reparatur des Originalmotors war mir zu teuer und zu aufwändig, u.a. weil der ganze Zylinderkopf und das Rootsgebläse total fehlten. Aber fahren sollte er trotzdem wieder, allerdings für wenig Geld (das ist so eine Marotte von mir, sowas für kleines Geld umzusetzen). Mitte 2006 habe ich ihm einen Auto- Dieselmotor (60 PS, vom alten Opel - Kadett) eingepflanzt. Die Umbauarbeiten hierzu verlangten manchmal schon nach etwas außergewöhlichen Lösungen, die mit Sicherheit einem 100 % - Original-Befürworter die Haare zu Berge stehen lassen. Ich denke jedoch, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann, da man auf den ersten Blick den Umbau nicht unbedingt gleich erkennt, sofern man nicht gerade ein eingefleischter Hanomag - Fachmann ist. Akustisch hört man es natürlich sofort, da er nun leise wie ein Diesel - PKW klingt und kein bisschen mehr von der altbekannten Ackermoped - Geräuschkulisse entwickelt. Auch die berüchtigten Zweitakter - Ölrauchfahnen sucht man nun  vergebens, er ist jetzt so sauber, dass man sich selbst im Stadtverkehr damit nicht zu schämen bräuchte. Das Problem neben dem Anpassen der Kraftübertragung zur Kupplung hin war auch, die seitlichen Verkleidungsbleche und ihre Halterungen sowie die Haubenauflage so zu ändern, dass der “neue” Motor darunter verschwand, denn ich wollte nicht einfach die Seiten offen stehen lassen, da dann jedem sofort der Fremdmotor aufgefallen wäre. Mit dem 60 PS - Opel - Diesel rennt der Kleine ungefähr 35 km/h und das mit einem extrem laufruhigen Geräusch, was zusätzlich durch die Verwendung der originalen Opel - Auspuffanlage unterstützt wird, die ich in etwas verkürzter Form unter dem Hanomag angebracht habe. Ich wollte absichtlich hier die Möglichkeiten zu einem besonders leisen Schlepper nutzen. Auch ein schönes Umrüstungsdetail dürfte der Kühler sein. Der originale Hanomag-Kühler wurde nun mit dem Opel-Elektroventilator ausgerüstet, weil der Opel - Dieselmotor keinen Antriebsstutzen für einen Kühlerventilator auf der Wasserpumpe hat, da er im PKW früher quer eingebaut war; selbst wenn er so was gehabt hätte, hätte das nicht mit der Lage des Motors überein gestimmt. Die Kühlung klappt auf diese Weise hervorragend und nur sehr selten schaltet sich der Elektroventilator überhaupt ein.

Der Kostenaufwand für diesen, bei Oldtimerfreunden sicher umstrittenen Umbau, lag für mich bei insgesamt rund 150 bis 200 Euro, mehr nicht (natürlich ohne den Traktor- Kaufpreis). Der Arbeitsaufwand dafür betrug insgesamt etwa 300 Stunden. Es wäre sicherlich deutlich schneller gegangen, wenn man in einem Durchgang hätte weiter arbeiten können, aber aufgrund der zeitlichen Möglichkeiten wurde immer nur stundenweise mit oft längeren Lücken dazwischen gearbeitet, was die Sache verzögerte. Im Laufe der Zeit werde ich hier über die Erfahrungen im Umgang mit diesem “aufgeblasenen” Klein-Hanomag schreiben. Bislang läuft er mit dem Opel - Dieselmotor jedenfalls schnell, für einen Traktor flüsterleise und sehr durchzugsstark. Auch der Verbrauch dieser vermutlich einzigartigen Kombination (oder soll ich lieber Kreation sagen?) ist erstaunlicherweise sehr gering, er liegt ungefähr im gleichen Bereich, wie der Verbauch von unserem 18er - Deutz. Anfängliche Bedenken bezüglich der Belastbarkeit des Getriebes mit immerhin der 5fachen Motorleistung haben sich inzwischen weitgehend zerstreut, da der Drehmomentanstieg des Automotors in den Drehzahlen unter ca. 1.700 U/min seichter verläuft, als der von niedertourigen Traktormotoren. Probleme in dieser Hinsicht würden vermutlich erst dann auftreten, wenn man zugleich diese Mehrleistung in Zugkraft umsetzen will, z.B. zum Ziehen schwerer Anhänger oder bei Ackerarbeiten. Für beides wird der “Power - R 12” bei mir jedoch nie genutzt, womit dieses Thema auch für mich keine Rolle spielt.

So gesehen stellt dieser R 12 eine drastische Ausnahme von unseren eigenen Grundregel dar, dass wir eigentlich nur Kleintraktoren bis ca. 20 PS sammeln. Aber erstens, ein Ausreißer darf sicher sein und zweitens wird dieser Ausreißer für uns ja gerade dadurch interessant, dass es sich bei diesem Modell eigentlich im Ursprung um einen echten Kleintraktor handelt. Er wäre gewiss nicht in unserer Sammlung, wenn es ein Traktor gewesen wäre, der von Hause aus schon vielleicht 40 PS und die entsprechenden Abmessungen gehabt hätte.

In den zurückliegenden Jahren trafen hier öfters emails zu diesem Umbau - R 12 ein, einige sehr interessante, allerdings auch etliche von erbosten und wutschnaubenden Oldtimerfanatikern, denen diese Verfremdung viel zu weit ging. Ich denke, man kann sagen, dass ein Traktor der nach Jahrzehnten Stillstand zu einem minimalen Preis mit einigen Fremdteilen endlich wieder aus eigener Kraft fährt, allenthalben mehr wert und besser ist, als ein Traktor, der sich zwar aller Originalteile rühmen kann, der aber dafür nur wie angewachsen sinnlos herum steht, weil er nicht mehr fahren kann.

Nachträge über bisherige Erfahrungen mit dem Umbau - R12:

Es war ja eigentlich zu erwarten, und so kam es auch:

Die Bremsen verschleissen nun im Rekordtempo. Während sich der gesamte Rest des kleinen Hanomag bislang mit den 60 PS tapfer und ohne Murren schlägt, sind etwa alle 2 Jahre neue Bremsbeläge fällig, jedenfalls wenn man den Traktor öfters mit ungefähr 30 - 35 km/h fährt. Ich überlege derzeit, auf größere Bremstrommeln mit entsprechend größeren Belägen umzurüsten.

Die Lenkung (Lenkspiel) muss man etwa alle 4 Jahre neu einstellen, aber nicht dramatisch.

Zur Beruhigung der erhizten Gemütern von einigen selbst ernannten Verkehrswächtern, die sich hier drohend meldeten: der 60 PS - R 12 wird nur auf unseren eigenen Privatwegen hier am Grundstück gefahren, weil er keine Straßenzulassung hat und wohl auch nicht bekommen würde.


HANOMAG R 16 A

Unser letzter Neuzugang (2012)

Hanomag R 16 A von 1952

HANOMAG R 16 A, Bj. 1952, 16 PS, Motor: Hanomag D 14, 16 PS, 2 Zyl., Hubr. 1,4 Liter, wassergekühlt, Besonderheiten: besitzt noch die ganz alte Bauform der Kühler-Frontmaske mit 2 Querstegen und einem mittleren Hochkant - Steg. Diesen Traktor haben wir in fertig restauriertem Zustand gekauft.

Eigentlich hatten wir gar nicht vor, 2012 einen weiteren Kleintraktor zu kaufen, da wir mit den vorhandenen genug beschäftigt waren, aber wie so oft im Leben, tut sich plötzlich eine Gelegenheit auf, bei der man nicht nein sagen kann. So ging das auch hier bei dem R 16. Bei der Besichtigung einer Sammlung eines Leidensgenossen, der noch stärker vom Oldtimervirus befallen ist als wir, stießen wir auf diesen R 16 A. Der Sammler bot ihn uns zum Kauf an, da er selbst in seinem riesigen Fundus von dem gleichen Modell schon 5 Stück hatte. Da er seine Sammlung aus Altersgründen etwas verkleinern wollte, lag es für ihn nahe, gerade die Traktoren zu verkaufen, die er in gleicher Bauform mehrfach besitzt. Ohne Zahlen zu nennen, für einen bereits fertig restaurierten R 16 A, der wirklich absolut einwandfrei läuft, erschien uns der verlangte Preis sehr günstig zu sein, so dass wir gar nicht nein sagen konnten. Auch wenn der Blaufarbton vielleicht nicht ganz 100 % dem originalen Hanomagblau entspricht, sondern eher einem ungemischten Enzianblau RAL 5010, so ist er doch, wie ich finde, in guter Qualität restauriert und der Farbfehler ist auch nicht wirklich dramatisch. Jetzt hat er nur noch 4 Stück R 16 und wir einen! Vor allem war der gute, fertig restaurierte Zustand der Hauptgrund, diesen Traktor noch zu kaufen, weil er uns in dem Zustand keine zusätzliche Arbeit macht. Auch technisch ist er in sehr gutem Zustand. Er läuft perfekt und es war die richtige Entscheidung, ihn noch mit in unsere kleine Sammlung zu holen.

Die ersten umfangreichen Ausfahrten mit ihm haben wir gerade hinter uns, so dass man schon ein paar Vergleiche anstellen kann. Vom Durchzugsvermögen her, was ich ja gerne bewerte, würde ich ihn ungefähr auf der Höhe des PS-mässig gleich starken Güldner - ADN ansiedeln, aber nicht ganz so kräftig wie der Eicher EKL 15, der für seine ebenfalls nur 16 PS (wie schon öfters beschrieben) wirklich außerordentlich gut zieht. Dafür wartet der kompakte Hanomag R 16 A aber mit einer anderen Besonderheit auf, die uns in Erstaunen versetzte und sehr erfreut. Besonders wenn der Motor erst mal auf Betriebstemperatur ist, läuft er bei Vollgas ohne jede Mühe locker 25 km/h und klingt dabei kein bisschen angestrengt, eher wie eine ruhig daher laufende Nähmaschine. Von unseren Traktoren ist hier nur der ganz oben genannte R 12 mit seinen 35 km/h noch schneller, was aber nicht normal ist, weil er den 60 PS - Opel - Dieselmotor drin hat, somit kann man den nicht als faires Vergleichsobjekt hernehmen. Ob der R 16 A immer schon die 25 km/h gelaufen ist, weiss ich natürlich nicht, äußerlich sind keine Veränderungen ersichtlich. Der Sammlungsbesitzer, von dem wir ihn kauften, sagte dazu, dass er festgestellt habe, dass bei Hanomag die Hochrad - Ausführungen (A - Modelle) häufig deutlich schneller laufen, als die Niederrad - Ausführungen (B - Modelle), was darauf zurückzuführen sei, dass in die A - Modelle oftmals die gleichen Getriebeausführungen eingebaut wurden, wie in die B - Modelle, was eigentlich nicht so sein sollte, da beide Ausführungen im Brief mit rund 20 km/h angegeben sind. Aber über solche Abweichungen von der damals gültigen Regel wird sich sicher niemand beschwert haben, da es ohne Zweifel eine angenehme Sache ist. 25 km/h das ist für einen kleinen Traktor dieser Baugröße jedenfalls ein sehr ordentlicher Wert und somit liegt es nahe, künftig für Treffenbesuche vorwiegend diesen R 16 A zu verwenden, wenn das Treffen etwas weiter entfernt liegt. Deswegen haben wir ihn auch angemeldet. Mit dem noch schnelleren R 12 kann man nicht auf der Straße fahren, weil er keine Zulassung hat und mit dem 60 PS - Opelmotor wohl auch nie eine bekommen würde. Als Ergänzung nach einigen Wochen der “Probefahrerei” muss man ganz eindeutig sagen, dass beim R 16 zwischen kaltem und warmem Motorzustand deutliche Unterschiede zu bemerken sind, nicht nur in der oben genannten Höchstgeschwindigkeit, auch in der Kraftentfaltung. Liegt sie in kaltem und leicht warmen Zustand in etwa mit dem Güldner gleich, so übertrifft sie diesen, wenn der Motor erst mal richtig auf Betriebstemperatur gekommen ist. Bei dem Güldner sind die Unterschiede zwischen warm und kalt eher gering bis fast nicht bemerkbar.

Ansonsten wäre zu dem R 16 A noch zu bemerken, dass die Lage vom Sitz zum Gaspedal ein wenig ungünstig ist, was bei mir dazu führt, dass ich bei langen Strecken einen Krampf im rechten Fuß bzw. Bein bekomme, wenn ich nicht ab und zu mit dem Handgas weiter fahre, um den Fuß zeitweise mal zu entlasten, indem ich ihn aus dieser ungünstigen Winkellage befreie. Dieses Problem hat Anita bei der Fahrt mit dem Traktor gar nicht, weil sie kürzere Beine hat. Nun bin ich auch nicht gerade ein Riese, aber offensichtlich reichte die frühere Planung der Hanomag - Ingenieure nur für Leute mit einer Größe bis knapp 1,70 m. Früher waren die Leute halt meist kleiner, könnte man sagen. Damit wären heute 75 % aller Männer eigentlich zu groß für diese etwas unpraktische Sitzposition, was zumindest bei längeren Fahrten die genannten Probleme auslöst. Aber ich denke, als alter Schrauber wird man das im Laufe der Zeit selbst ändern können, indem man die Möglichkeit schafft, den Fahrersitz noch etwas weiter nach hinten zu schieben und vielleicht auch um ein paar cm zu erhöhen. Da der R 16 recht kompakt gebaut ist, sind die Batterie, etliche Teile im Motorraum und vor allem auf der Armaturenbrett - Rückseite dicht und schwer erreichbar platziert. Das ist nicht wirklich schlimm, weil man selten da ran muss, aber wir stellten das gleich dadurch fest, weil wir ihm eine Temperaturanzeige für das Kühlwasser spendieren wollten, er hat nur eine Öldruckanzeige, obwohl nach meiner Meinung eine Temperaturanzeige wesentlich wichtiger wäre. Da wir dieses Anzeigeinstrument gerne im Armaturenbrett einbauen wollten und nicht irgendwo frei schwebend als Zusatzteil, stellten wir schnell fest, dass solche Aktionen aufgrund der engen Platzierungen und der schlechten Zugänglichkeit (man muss dazu u.a. den Tank komplett ausbauen) doch recht lästig sind. Das schmälert unsere Freude an dem Traktor aber nicht wirklich, zumal solche Nachrüstungen eine einmalige Sache sind, die sich ja nicht ständig wiederholen. Der kleine Hanomag fährt super und macht ansonsten richtig Laune auf mehr. Was sich schon dadurch zeigt, dass sowohl Anita, als wie auch ich, sehr oft und gerne damit fahren, wenn es draußen schönes Wetter hat, so dass es manchmal fast schon Streit um den Schlüssel gab.

Weitere Informationen über unsere Erfahrungen mit diesem Neuzugang folgen demnächst.